Hockertz und die Spikes

Bild von Ali Raza auf Pixabay

Man könnte die aktuelle Panikmache, die sich durch die “alternativen” Telegramkanäle & Co frisst, kurz so zusammenfassen: Das Spike-Protein löst Endothelzellschäden aus, die Impfung veranlasst den Körper dies Spike-Protein zu produzieren, ergo löst die Impfung auch Endothelzellschäden aus.

Ist das nun wirklich so?

Hockertz dazu auf Twitter:

Quelle: https://twitter.com/PHockertz/status/1389832494510379011

Und? Sind jetzt alle Geimpften am Ar…? 😉

Nö.

Und ich frage mich nun, weiß das Hockertz und führt bewusst in Richtung dieses Fehlschlusses oder…?

Hier nun erst mal der Artikel, auf den Hockertz sich in seinem Tweet bezieht:
Corona-Forschende: Covid-19 doch keine Atemwegserkrankung

Und hier haben wir die Studie, auf die sich der Artikel bezieht:
SARS-CoV-2 Spike Protein Impairs Endothelial Function via Downregulation of ACE 2

So und lesen wir da in dieser schönen Studie ein bisschen, finden sich folgende Zeilen:

Collectively, our results suggest that the S protein-exerted EC damage overrides the decreased virus infectivity. This conclusion suggests that vaccination-generated antibody and/or exogenous antibody against S protein not only protects the host from SARS-CoV-2 infectivity but also inhibits S protein-imposed endothelial injury.

Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die durch das S-Protein hervorgerufene EC-Schädigung die verringerte Virusinfektiosität überlagert. Diese Schlussfolgerung legt nahe, dass durch die Impfung erzeugte Antikörper und/oder exogene Antikörper gegen das S-Protein nicht nur den Wirt vor der SARS-CoV-2-Infektiosität schützen, sondern auch die durch das S-Protein verursachte Endothelschädigung hemmen.

Aber warum ist das so? Warum wirken die durch die Impfung erzeugten Spikes anders als die bei einer Infektion mit Covid-19?

Da gibt es einen sehr schönen Artikel von Derek Lowe zu: Spike Protein Behavior

Darin schreibt er unter anderem (ich hoffe er verzeiht mir die ausführlichen Zitate):

Ich habe also Fragen dazu bekommen, was das für die Impfung bedeutet: Wenn wir Menschen dazu bringen, das Spike-Protein über mRNA oder Adenovirus-Vektoren zu exprimieren, schädigen wir sie dann genauso, als ob sie mit dem Coronavirus infiziert wären? Glücklicherweise scheint die Antwort eindeutig “nein” zu lauten […]

Es folgen die unterschiedlichen Wege, die das Spike-Protein nimmt, je nachdem, ob es wie bei einer Infektion über Nase und Rachen eindringt oder seine Produktion durch die Impfung induziert wird.

Jetzt kommen wir zu einem entscheidenden Unterschied: Wenn eine Zelle die Wirkung eines mRNA-Nanopartikels oder eines Adenovirus-Vektors erhält, beginnt sie natürlich, das Spike-Protein zu exprimieren. Aber anstatt dass es zu infektiöseren Viruspartikeln zusammengebaut wird, wie es bei einer echten Coronavirus-Infektion passieren würde, wird dieses Protein an die Oberfläche der Zelle gebracht, wo es bleibt. Dort wird es dem Immunsystem als ein anormales, eindringendes Protein auf der Zelloberfläche präsentiert. Das Spike-Protein wird nicht freigelassen, um frei durch den Blutkreislauf zu wandern, weil es eine Transmembran-Ankerregion hat, die es (wie der Name schon sagt) stecken lässt. So sitzt es im Virus selbst, und das tut es auch in menschlichen Zellen. Siehe die Diskussion in diesem Artikel über die Entwicklung des Moderna-Impfstoffs, und das Gleiche gilt für alle mRNA- und Vektor-Impfstoffe, die den Spike produzieren. Sie haben sicherlich nicht die reale Infektionssituation, dass Spike-umhüllte Viren überall durch die Zirkulation mitgeschwemmt werden. Das durch die Impfung produzierte Spike-Protein wird nicht so freigesetzt, dass es überhaupt mit den ACE2-Proteinen auf der Oberfläche anderer menschlicher Zellen in Berührung kommt: Es sitzt auf der Oberfläche von Muskel- und Lymphzellen oben in Ihrer Schulter und wandert nicht durch Ihre Lungen und macht dort Ärger.

Ein Teil der Impfstoffdosis wird natürlich in den Blutkreislauf gelangen. Aber bedenken Sie, wenn die mRNA oder die Adenoviruspartikel auf Zellen außerhalb der Leber oder der Injektionsstelle treffen, veranlassen sie diese immer noch, das auf ihrer Oberfläche verankerte Spike-Protein zu exprimieren, und nicht, es in den Blutkreislauf zu entladen. Hier ist das EMA-Briefing-Dokument für den Impfstoff von Pfizer/BioNTech – auf den Seiten 46 und 47 können Sie die Ergebnisse der Verteilungsstudien lesen.

Und nun der entscheidende Punkt:

Die Berichte über Probleme mit Spike-Proteinen sind also interessant und wichtig für die Coronavirus-Infektion, aber sie bedeuten nicht, dass die Impfstoffe selbst ähnliche Probleme verursachen werden. Tatsächlich bedeutet, wie oben erwähnt, die Tatsache, dass diese Impfstoffe auf das Spike abzielen, dass sie in mehr Hinsicht schützend sind, als wir überhaupt realisiert haben.

Derek Lowe ergänzt dann noch:

Es gibt eine weitere Ebene des Unterschieds, die ich nicht erwähnt habe. In den Impfstoffen von Moderna, Pfizer/BioNTech, J&J und Novavax wurden in das Spike-Protein einige Prolin-Mutationen eingeführt, um es in seiner “Präfusions”-Konformation zu halten, statt in der Form, die es annimmt, wenn es an ACE2 bindet. Das sollte die Fähigkeit des Spike-Proteins, das von diesen Impfstoffen produziert wird, sich zu binden und die in den jüngsten Veröffentlichungen beschriebenen Wirkungen hervorzurufen, noch mehr einschränken.

Also Entwarnung! Vielen Dank an Derek Lowe für die gute Erklärung! 🙂

Da ich aber nicht vom Fach bin und ganz weit weg von den Leisten, bei denen ich vielleicht besser geblieben wäre, hier auch meine Bitte, mich zu berichtigen, falls das da oben alles falsch sein sollte. Danke! 🙂