Gesundheitspolitik & Gesundheitskarte (eCard)

Vorab sollte man diesen, meines Erachtens sehr lesenswerten Artikel des Arztes Jan Erik Döllein auf den NachDenkSeiten lesen:

Gesundheitspolitik: Was derzeit wirklich passiert

Und sich dann dazu diese kleine Presseschau ansehen:

Vier Konzerne beherrschen Klinikmarkt

Nun hat Deutschland selbst die USA überrundet. In keinem anderem vergleichbaren Industrieland werden so viele und so große Krankenhäuser an private Investoren verkauft.

weiter lesen im Tagesspiegel

Chaos Computer Club warnt vor unabsehbaren Risiken bei der elektronischen Gesundheitskarte

Die zum 1. April 2008 geplante Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eCard) kann nicht wie geplant stattfinden. Das technische Großabenteuer der Bundesregierung wird ohne funktionierende Sicherheitsinfrastruktur anlaufen. Damit legt das datenschutztechnisch fragwürdige und seit Jahren umstrittene Projekt einen erneuten Fehlstart hin.

Nachdem der ehemalige Geschäftsführer der gematik, Dirk Drees, im Dezember 2007 aufgrund der vielen technischen Probleme das Handtuch warf, übernahm nun Peter Bonerz die Führung über das immer wieder verzögerte Projekt. Mehr als ein theoretisches Konzept für die Gesundheitskarte hat die gematik jedoch bisher nicht vorzuweisen. Peter Bonerz erklärte auf der Cebit, dass die geplante technische Infrastruktur noch nicht in Betrieb genommen werden kann, da die offizielle Ausschreibung der Public-Key-Infrastruktur (PKI) des zentralen Backbone-Server-Verbundes bislang immer noch nicht abgeschlossen ist. […]

Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt wird zeitgleich mit der Gesundheitskarte jedem Bürger eine eindeutige Nummer (Patienten-ID) zugewiesen. Damit kann jeder Mensch und seine Krankengeschichte auch nach Jahren noch zurückverfolgt werden. Die Stammdaten aller Versicherten werden zentral und unverschlüsselt gespeichert sowie zur Authentifizierung genutzt. Zusätzlich wird auch die bislang freiwillige elektronische Patientenakte (ePA) zentral gespeichert, auch wenn die Bundesregierung immer wieder behauptet, dass die Kontrolle über die sensiblen Daten beim Versicherten bleibt.

Aus der bisher vorliegenden technischen Dokumentation der Gesundheitskarte geht außerdem hervor, dass es später sogenannte Mehrwertdienste geben wird. Durch dieses fragwürdige Geschäftsmodell sollen in Zukunft die immensen Kosten der Einführung und des Betriebes der Infrastruktur refinanziert werden. […]

weiter lesen beim CCC

Und zur eindeutigen Patienten-ID gibt’s die lebenslange Steuernummer … und dann werden wir dies alles zusammenlegen in eine – natürlich kommerziell genutzte und privatisierte – Datenbank und den zugehörigen Chip unter die Haut … Und natürlich wird es heißen, das sei alles total sicher und schließlich doch nur zu unserem Besten …

Deutsche Patientendaten bei Google Health?

Als deutscher Patient betrachtet man die Aktivitäten von Google und Microsoft, mit Behandlungsdaten Geld zu verdienen, aus einer interessierten aber unbeteiligten Distanz. […]

Auf einen Weg, wie deutsche Patientendaten in die Hände von google gelangen können, hat die Bundesärztekammer hingewiesen. In Selektivverträgen von Krankenkassen mit Ärztegruppen, wie dem AOK-Hausärztevertrag in Baden-Württemberg ist vorgesehen, dass Ärzte zukünftig Patientendaten in von den Krankenkassen finanzierte persönliche Gesundheitsakten einspeisen. Das wäre das Tor für Google und Microsoft. Gesundheits-IT-Systeme sind aufwändig und die kommerzielle Verwertung von Daten würde kostenmindernd wirken. […]

weiter lesen bei Stationäre Aufnahme

Bundesärztekammer warnt vor Geschäft mit elektronischen Patientenakten

Berlin – Vor einem Geschäft mit elektronischen Patientenakten gewarnt hat die Bundesärztekammer (BÄK). Konkret geht es um den Hausarztvertrag, den zurzeit die AOK Baden-Württemberg, der Hausärzteverband und der MEDI Verbund aushandeln. Darin sei vorgesehen, dass Ärzte zukünftig Patientendaten in „persönliche Gesundheitsakten“ der Patienten einspeisen. Dies bedeutet eine externe Speicherung von Patientendaten auf zentralen Servern der Industrie im Auftrag der Krankenkassen. […]

weiter lesen im Ärzteblatt

Zahnärzte fordern Stopp der elektronischen Gesundheitskarte

Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ, in dem etwa 20.000 Zahnärzte zusammengeschlossen sind, fordert die sofortige Einstellung aller Arbeiten an der elektronischen Gesundheitskarte (eGK). Nach Ansicht des Verbandes verstößt die Einführung dieser Speicherkarte gegen das neue Grundrecht auf “Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität” informationstechnischer Systeme, wie es gestern vom Bundesverfassungsgericht definiert wurde. “Wenn laut Urteil Computer-Festplatten in die hochschützenswerte Privatsphäre fallen, dann sind doch die intimen Gesundheitsdaten des Patienten erst recht zu schützen”, begründete Verbandsvorsitzender Karl-Heinz Sundmacher die Forderung nach einem sofortigen eGK-Stopp.

Der FVDZ ist der älteste und größte zahnärztliche Verband, der über Jahrzehnte fast alle Mandatsträger in den Kassenzahnärztlichen Vereinigungen (KZV) gestellt hat. […]

weiter lesen bei Heise

Landesärztekammer Hessen lehnt Gesundheitskarte ab

Frankfurt – Gegen die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte eGK hat sich die Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen am Samstag in einer Resolution ausgesprochen. Die Delegierten warnten vor einer Aushöhlung des Datenschutzes durch die Karte. […]

Im Augenblick sei weder ein sinnvoller Nutzen der Karte für Patienten und Ärzte erkennbar, noch sei der Umfang der finanziellen und zeitlichen Belastungen für Ärzte und ihre Patienten bekannt.

weiter lesen im Ärzteblatt

Die Nachtigall, die da trappst, trappst inzwischen so dröhnend laut, dass es doch eigentlich niemandem mehr unbemerkt bleiben sollte, was da abgeht.

Siehe auch: LobbyControl

Ich arbeite im Gesundheitswesen und kann aus eigener Erfahrung nur sagen, dass schaurig ist, was da abläuft. Lohndumping, Stellenabbau, noch vorhandene Stellen werden vorzugsweise mit Teilzeitkräften (macht den Dienstplan flexibler für den Arbeitgeber), die am besten möglichst jung sind und wenn, nur kurze Ausbildungen haben (ist billiger als mehrjährig ausgebildete Familienmütter/-väter mit Berufserfahrung), besetzt. Darunter leidet die Qualität erheblich.

Das Lohniveau war früher einmal gut, man wurde nicht reich, aber konnte gut leben und hatte das Gefühl, einen ausreichenden Gegenwert für die verantwortungsvolle, psychisch und physisch sehr belastende Arbeit zu bekommen. Der Personalschlüssel reichte, um die Klienten angemessenen, jenseits von nur “satt & sauber”, betreuen zu können. Inzwischen ist nichtmals mehr dies “satt & sauber” überall gewährleistet.

Mit Einführung des Euro wurden die Löhne halbiert und wurden seit dem nur unmerklich, seit 5 Jahren nun gar nicht mehr erhöht. Die Preise sind inzwischen aber drastisch gestiegen, haben sich nicht selten verdoppelt.

Während wir Mitarbeiter wenigstens noch auf die Straße gehen können, bleibt den kranken, alten, behinderten Menschen nichts anderes, als zu ertragen, was man ihnen aufbürdet. Sie haben keine Lobby. Dies täglich mit ansehen zu müssen, ist noch belastender, als es diese Arbeit an sich schon ist. Sie zahlen die Rechnung für Steuerflucht und -hinterziehung, großzügige Subventionsgeschenke an Heuschrecken, die weiter ziehen, wenn alles leer geplündert ist und eine inzwischen völlig unsolidarische “Gesundheits”politik, in der nur noch die Armen unter sich solidarisch sind und dabei auch noch ausgenommen werden, während die Zahlungskräftigen sich längst aus der Verantwortung gestohlen haben. Aber sofort nach dem Staat schreien, wenn mal die Gewinne schrumpfen und man Mist gebaut hat, siehe aktuelle Bankenkrise.