Irgendwann.

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Lagebericht. 16 Wochen ist es nun her, dass ich morgens vom Dienst nach Hause kam und er da tot lag. Und es ist immer noch unwirklich. Wie ein böser Traum.

Es geht vorbei. Das ist die Rettungsweste, die mich über Wasser hält. Wenn mich die brodelnde Welle voll trifft, herum wirbelt, überspült, bringt diese Weste meinen Kopf wieder über Wasser.

Es muss einfach vorbei gehen. Irgendwann. Irgendwann ist da nur ein Lächeln, wenn ich an ihn denke. Irgendwann überwiegen die schönen Momente als Reichtum aus dieser gemeinsamen Zeit mit meinem Lieblingsmenschen ❤, meinem besten Freund, die Trauer um den Verlust. Irgendwann.

Irgendwann schließen sich auch all die alten Narben, die mit aufgerissen wurden, wieder. Irgendwann.

Und sonst? Meine alte Taktik: Eins nach dem anderen. Immer erst mal auf das Nächstliegende konzentrieren. Alles andere hat Zeit und lenkt nur ab.

Positive Erlebnisse sind Leuchttürme, die helfen, den Weg durch die raue See zu finden. Ein schönes Frühstück hier. Ein tolles Essen mit meiner Lieblingsschwester ❤ (die ja das alles gerade auch selbst durchmacht) da. Im Wald an einen Baum gelehnt sitzen und einfach nur sein. Den Vögeln lauschen. Seinen Vögeln. Dem wilden Gezwitscher der frechen Spatzenhorde im Garten, die immer noch täglich vorbei schaut. Seine Spatzen. Als er anfing zu füttern vor vielen Jahren, waren da kaum Vögel. Jetzt ist der Garten voll und ich verteile weiter in seinem Namen die Leckerbissen für sie. Die Amsel, die treu jeden Abend vom Dach ihr Lied singt. Wie eine Botschaft von ihm. Botschaften, die ein Lächeln hervorzaubern. So wie er es bei mir immer tat.

Ein Meer aus Tränen. Aber ich bin eine gute Schwimmerin. Leuchttürme aus Lächeln, die mir den Weg weisen.

Es geht vorbei. Irgendwann.

P.S. Meine Gefühle nach außen tragen, gar öffentlich, ist absolut nicht mein Ding. Genau genommen das größtmögliche Gegenteil von “mein Ding”. Aber alles anders machen, ist auch so eine Bewältigungsstrategie. Einfach machen und gucken, was passiert. Auch wenn es die Komfortzone sprengt. Ich liebe Explosionen. Wenn es knallt und bebt. Das passt, wenn alles sowieso anders ist. Dann so richtig anders!