Konfessioneller Religionsunterricht – Deutsche Besonderheiten
Konfessionell gebundener und bekenntnisorientierter Unterricht an staatlichen Schulen, der von beamteten oder angestellten Lehrkräften gegeben wird, die aus Steuergeldern bezahlt werden – das ist eine deutsche Besonderheit. […]
Überdacht werden muss diese Regelung schon aus einem einfachen Grund: Der heutige Religionsunterricht wird in katholischer und evangelischer Form gegeben, meist sehr streng voneinander getrennt organisiert. Die Schüler in Deutschland gehören heute aber nur noch zu höchstens 70 Prozent diesen beiden christlichen Konfessionen an. In den ostdeutschen Bundesländern sind es nur 30 Prozent. Ein ständig wachsender Anteil ist ohne formale kirchliche Bindung. […]
Wie können wir diesen Kindern und Jugendlichen einen Unterricht anbieten, der ihrem Bedarf an Lebensorientierung und Sinnsuche entspricht? Diese Frage wurde bisher immer verdrängt. Die heutigen Modelle für nichtchristlichen Religions- und Weltanschauungsunterricht sind alles andere als überzeugend. Meist wird ein ethisch orientierter Ersatzunterricht angeboten, selten eine anspruchsvolle und qualitätsreiche Lebenskunde. Nirgendwo gibt es einen Religionsunterricht, der seinen Namen verdient: eine einfühlsame und authentische Darstellung von Glaubensformen, theistischen und atheistischen, die miteinander in Beziehung gesetzt und in ihrem Gehalt und ihrer Ausstrahlung gewürdigt werden. Unterricht, der einer aufgeklärten Kultur angemessen ist, der Verständnis und Toleranz für Glaubensformen aller Art vermittelt. […]
Es ist wünschenswert, die allzu verkrustete Realität des konfessionellen christlichen Unterrichts auf den staatsbürgerlichen, religiösen und pädagogischen Prüfstand zu stellen. Wir sind ein weltanschaulich, religiös und konfessionell vielgestaltiges Land geworden, dem ein nur an zwei christlichen Konfessionen ausgerichteter Schulunterricht nicht mehr gerecht wird.
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Ich hoffe sehr, jetzt kommt wirklich mal Bewegung in die Sache. Wenn wir uns einen staatlich finanzierten Religionsunterricht leisten, dann sollte dies einer sein, der allen und nicht nur gut der Hälfte aller Menschen hier gerecht wird und der zu gegenseitigem Verständnis und Toleranz beiträgt.
In Deutschland fließen den Kirchen übrigens zweistellige Milliardenbeträge vom Staat zu (siehe z.B. hier und hier). Allein die Steuermindereinnahmen, die sich aus dem Abzug der Kirchensteuer als Sonderausgaben bei der Einkommenssteuer ergeben, betrugen 2005 drei Milliarden Euro (Quelle: Subventionsbericht der Bundesregierung).
Dies Geld bezahlen alle, egal ob Atheist, egal welcher Religionsgemeinschaft sie angehören, egal ob Christ, Moslem etc.
Wohl gemerkt, wir sprechen hier über staatliche Subventionen, nicht die Einnahmen durch Kirchensteuer. Die kommen noch extra hinzu, mehr dazu und zur Verwendung der Kirchensteuer hier: Die Kirche und Ihr Geld