Billiglöhne und Streikverbot: Christen als Arbeitgeber

Mal wieder ein Beitrag für meine Serie “Christliche Werte“, ich habe gerade keine Lust zu zählen, der wie vielte es ist, aber mehr als ein Dutzend sind es wohl schon. Ende Januar dieses Jahres berichtete bereits die Sendung WDR Markt über Arbeitsbedingungen, Lohndumping, Streikverbot etc. bei diakonischen Arbeitgebern, speziell den von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel: Prinzip Nächstenliebe – Bethel als Arbeitgeber

Nun hat auch die Sendung ZDF Frontal21 das Thema aufgegriffen:

http://www.youtube.com/watch?v=vYVH8GD2XKs

Diakonische Einrichtungen wollen sich nach Einschätzung der Gewerkschaft verdi durch Billiglöhne Wettbewerbsvorteile verschaffen, verweigern ihren Mitarbeitern zudem auch das Grundrecht auf Streik. Anfang Mai gingen trotzdem mehrere Hundert Diakonie-Angestellte in Bielefeld auf die Straße, um für eine Tariferhöhung wie im öffentlichen Dienst zu kämpfen. In einigen Diakonie-Einrichtungen legten Mitarbeiter die Arbeit nieder. Die diakonischen Arbeitgeber drohen in solchen Fällen mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen, bis hin zur Kündigung. […] Verschiedene Tarife für gleiche Arbeit […] Die Arbeitgeber der Diakonie weisen dagegen die Vorwürfe von Gewerkschaften und Arbeitnehmern zurück und sprechen den Mitarbeitern ein Recht auf Streik ab. […] Nach Einschätzung von Verdi-Chef Frank Bsirke ist das Verhalten der Kirchen jedoch nicht verfassungsgemäß. “Wenn diese Arbeitgeber der Auffassung sind, dass es kein Streikrecht gibt, dann sollen sie doch vor Gericht gehen”, sagt er. “Wir werden das bis zum Bundesverfassungsgericht tragen, um klar stellen zu lassen, dass es nicht Grundrechte für die einen und Grundrechtsdefizite für die anderen gibt, dass es ein einheitliches Streikrecht für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in diesem Lande gibt.” Es sei völlig abwegig, wie die Arbeitgeber in den Kirchen anzunehmen, dass das Selbstbestimmungsrecht von Religionsgemeinschaften höher bewertet werde als die freiheitlich demokratische Grundordnung.

In einem zweieinhalb seitigen Brief des Vorstands der vBA Bethel an die Mitarbeiter heißt es, die Gewerkschaft ver.di versuche “leider unterstützt von einigen Mitgliedern unserer Mitarbeitervertretungen, Unruhe und Unfrieden zu stiften, um eigene Vorteile zu suchen”. (Das zeugt schon von einem beeindruckenden Realitätsverlust…) Des Weiteren meint man, dass die Gewerkschaft ver.di “kein Verhandlungspartner für Kirche und Diakonie” sei, da sie “rechtlich keinerlei Zuständigkeit” habe.

Ja, ja, diese bösen Unruhestifter immer! 😉 Und wieder einmal zeigt sich, wie sehr recht der Theologieprofessor Gerd Lüdemann hat, wenn er anmerkt:

Die freiheitlich-demokratischen Ideale und Werte, die sich jetzt auch im Grundgesetz finden, wurden während der Aufklärung gegen die sich auf Gott und Bibel berufenden Kirchen durchgesetzt. Und weder der Gott Jahwe des Alten Testaments noch der Vater Jesus Christi, noch beide in einer Person, noch Allah vertreten die Werte unseres freiheitlich-demokratischen Staates. Sie müssen sie erst noch erlernen.

Der Kirche laufen die Leute davon. Sicher auch, weil sich Bildung nicht wirklich gut mit dem blinden Glauben an einen Gott, dessen Existenz es an jeglicher Evidenz mangelt, verträgt. Aber ganz sicher auch, weil das wohl bekannte Wasser predigen und Wein saufen gerade in diesen Zeiten wieder immer offensichtlicher wird, weil sie einfach nicht glaubwürdig sind. Aber die Kirchen haben ein Mittel gegen Austritte: Als größte Arbeitgeber im sozialen Bereich drohen sie bei Kirchenaustritt kurzerhand mit Kündigung. Die Hölle zieht halt nicht mehr … 😉

Wir brauchen dringendst eine Aufklärung 2.0!

Mein Respekt und großer Dank an all die, die trotz der diversen Drohungen und Angst um ihren Arbeitsplatz aufstehen, Rückgrat zeigen und den Mund aufmachen! Sie stehen damit nicht nur für ihre eigenen Rechte ein, sondern auch für die der von ihnen Betreuten. Und zu denen kann jeder von uns im nächsten Augenblick zählen. Deshalb geht es uns alle an!