Wenn Inkompetenz entscheidet …

… tritt genau das ein, was wir tagtäglich in Politik, Wirtschaft und ‘Rechtsprechung’ erleben: Bullshit. Mumbo-Jumbo. Dummschwatz. Katastrophen, die praktisch immer genau die ausbaden dürfen, die am wenigsten dafür können. Die, die sie verursachten, kassieren dafür horrende Abfindungen & Co., zumindest jedoch eine gesicherte, exklusive Versorgung, von der die große Mehrheit ungefähr genauso träumen darf, wie von sechs Richtigen beim Lotto. Sie darf nur die Zeche zahlen.

Es gibt unzählige Beispiele.

Zum Glück scheint nicht nur mir die Luft weg zu bleiben, wenn ein “Bundesminister für Wirtschaft und Technologie” freimütig, ja geradezu kokettierend, erklärt:

Das Handy zu bedienen ist schon viel … Ich habe Gott sei Dank Leute, die für mich das Internet bedienen.

Von Thomas Knüwer ist dazu heute im Handelsblatt ein sehr treffender Artikel zu erschienen: Generation Web 0.0

Während unlängst das „Web 2.0“ ausgerufen wurde, gibt es immer noch erstaunlich viele Deutsche, die überhaupt keinen Zugang zum Internet haben. Gerade bei Entscheidungsträgern kann dieses Defizit zu groben Fehleinschätzungen führen. […]

Die digitale Spaltung ist da – doch sie verläuft quer durch die Gesellschaften der industrialisierten Nationen.

Wer sich auf welcher Seite des Internet-Canyons befindet, lässt sich mit den üblichen soziodemographischen Merkmalen wie Bildungsstand, Einkommen oder Alter nicht ausmachen. […]

Und weil sich nicht so einfach festmachen lässt, wer im digitalen Strom mitschwimmt, entlarvt sich die beliebteste Begründung der Nicht-Onliner für ihr Tun als platte Ausrede. Denn reflexhaft betonen sie, Internet-Affinität sei eine Frage des Alters. […]

Die Zahlen belehren Wiefelspütz eines Besseren. Die Hälfte aller Deutschen über 50 hat einen Computer, jeder vierte deutsche Surfer ist laut Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung über 50 Jahre alt. Und nach einer Studie des Instituts für Handelsforschung nutzen derzeit 23 Prozent der 50- bis 59-Jährigen das Internet für Besorgungen. Laut Infratest TNS ist schon jeder sechste Computerspieler über 50 Jahre alt. Während sich die Politiker digital zur Ruhe setzen, werden ihre Wähler mit Leichtigkeit zu grau melierten Surfern. […]

Die Netz-Abstinenz der Entscheider hat weitreichende Folgen – in der Bundes- wie in der Europa-Politik. […]

Deutschland dürfte die einzige Industrienation sein, in der Entscheider ihre Verweigerungshaltung gegenüber dem Netz so monstranzartig vor sich hertragen können, ohne kritisiert zu werden. […]

Dass die Netz-Verweigerer so leicht davonkommen, ist kein Wunder: Nirgends werten klassische Medien das Internet so ab wie hier zu Lande. […] In solch einem Klima gedeiht sie gut, die Anti-Web-Haltung. Weder Politiker noch Manager müssen sich Sorgen machen, in den klassischen Medien an den Pranger gestellt zu werden ob ihrer Unwissenheit.

Die Folgen der Laissez-faire-Haltung werden den Standort Deutschland noch lang beschäftigen. […]

Lebenslanges Lernen propagieren die Mächtigen – und sehen sich selbst von dieser Pflicht entbunden. Ausgerechnet jenen, von denen man erwartet, dass sie mit ihrem Wissen und ihrer Orientierung in unserer komplizierten Welt zu Leuchttürmen für das Volk werden, fehlt der Wille, sich mit dem Internet vertraut zu machen. Innenminister Wolfgang Schäuble sagte im vergangenen Jahr bei einer Rede an der Fachhochschule des Bundes: „Wir brauchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die lebenslanges Lernen nicht ein notwendiges Übel, sondern Selbstverständlichkeit und Anregung ist.“ Es wird Zeit, dass dies auch für die Chefs gilt.

Wenn es nur das Web wäre … Wenn es nur Inkompetenz wäre …

Hinzu kommen ja noch Bestechlichkeit, Untreue, Schwarze Kassen, Lobbyismus … und und und.

Hier noch ein Beispiel, eins von wirklich inzwischen unzähligen, aus der Energiepolitik: Solarfirmen kassieren Milliarden – auf Kosten der Verbraucher