Ich setze mal meine kleine Reihe der “Christlichen Werte” mit einem Teil 11 in Form einer kleinen Presseschau fort 😉
Gerhard Maria Wagner ist also nun auf dem Rückzug. Fein.
Der Wiener Kardinal und Erzbischof Christoph Schönborn hatte das Krisentreffen in Wien einberufen, nachdem die Ernennung Wagners zu einer Welle von Kirchenaustritten geführt hatte. Die meisten der insgesamt zehn Bischöfe hatten sich mehr oder weniger deutlich gegen die Ernennung des als ultrakonservativ geltenden Wagners ausgesprochen. Schönborn selbst nannte die Klausur im Vorfeld öffentlich «Schadensbegrenzung».
Wagner hatte am Sonntagabend seinen Amtsverzicht bekanntgegeben. Der Vatikan habe seinem Wunsch entsprochen, berichtete die amtliche katholische Nachrichtenagentur Kathpress. Seine Ernennung durch Papst Benedikt XVI. war von großen Teilen der Priesterschaft in der Diözese Linz öffentlich abgelehnt worden. Am Sonntag wurde bekannt, dass eine Gruppe Geistlicher sogar eine Art Volksbegehren gegen Wagner einleiten wollte.
Wenn Wagner Naturkatastrophen für eine Strafe Gottes hält (so äußerte er sich z.B. ja mal bezüglich des seiner Meinung nach verruchten New Orleans), wie deutet er dann wohl dies Ereignis? Pius-Brüder Opfer von Lawine
Weiter geht es mit der Münsterschen Zeitung:
Kirchenkritiker Herrmann: Schwächster Papst seit 150 Jahren
[…] Der 68-jährige gebürtige Österreicher war einst der jüngste deutsche Universitätsprofessor der Theologie, wurde 1970 zum Professor des Kirchenrechts an die Uni Münster berufen. 1981 trat er nach jahrelangem Ärger um seine Forschung und Lehre und dem Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis aus der katholischen Kirche aus und wechselte freiwillig in die soziologische Fakultät. […]
Was müssten Papst und Kirche denn tun, um wieder näher an die Menschen heranzurücken?
Herrmann: Der Fehler liegt im System. Das freie Wort ist nicht erlaubt. Es gibt so viele Berufstheologen, aber sie machen den Mund nicht auf, weil sie Angst um ihr Amt haben. Der Vatikan ist eine Altmännergesellschaft, und um dort Karriere zu machen, braucht es ein gebrochenes Rückgrat. Die Jungen sind da ähnlich, sie wollen ja Karriere machen. Der Papst als absolutistischer Herrscher ist der Einzige, der den Laden aufräumen könnte. Es gibt einen riesigen Reformstau. Aber von Benedikt ist in dieser Beziehung nichts zu erwarten. […]
Ein schönes Beispiel zu “das freie Wort ist nicht erlaubt” findet sich bei der Tagesschau:
Professoren droht Entzug der Lehrerlaubnis
Bischof geht gegen Papst-Kritiker vor
Wegen des Streits um den Umgang des Vatikans mit der Piusbruderschaft müssen drei Theologieprofessoren um ihre Lehrerlaubnis fürchten. Der als besonders papsttreu geltende Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller drohte ihnen in einem Schreiben mit dem Entzug der Lehrerlaubnis, weil sie eine Petition mit kritischen Tönen gegenüber Papst Benedikt XVI. unterzeichnet hatten.
Anerkennung der Beschlüsse des II.Vatikanums
Im Streit zwischen Bischof Müller und den drei Professoren der Regensburger Universität geht es um die “Petition Vaticanum 2” mit dem Titel “Uneingeschränkte Anerkennung der Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils gefordert”. Diese Anerkennung lehnen die Mitglieder der erzkonservativen Priesterbruderschaft Pius X. ab, darunter der Holocaust-Leugner Richard Williamson.
Vor allem eine Passage der unter anderem von den drei Theologieprofessoren unterzeichneten Petition löste das Einschreiten Müllers aus. Darin geht es um die Rücknahme der Exkommunikation von Bischöfen der Piusbruderschaft durch Papst Benedikt XVI. “Durch diese Rückwärtswendung wird es zugelassen, dass Teile der römisch-katholischen Kirche – neben vielem anderen – offen Geist und Buchstaben bedeutender Dokumente des II. Vatikanischen Konzils ablehnen dürfen”, heißt es dazu in der Petition. […]
Die Professoren hätten sich mit ihren Unterstellungen “selbst als katholischer Theologe disqualifiziert”.
Und dann war da noch was im Spiegel… Etwas, das mir regelrecht übel werden lässt. Trotzdem unbedingt lesen! Wobei, dass David Irving und Richard Williamson gute Freunde sind, wundert ja nicht, ebenso nicht die freundschaftlichen Beziehungen des hessischen Piusbruders und Priesters Hans Milch zur rechtsextremistischen Szene.
[…] die katholische rechte Szene hat sich über die Jahre zu einer schillernden Subkultur entwickelt. Da finden sich die Sedisvakantisten und die Petrusbruderschaft, beides Abspaltungen der Piusbruderschaft, das Engelwerk oder Opus Angelorum, die Katholische Pfadfinderschaft Europas, die Legionäre Christi oder der Orden Servi Jesu et Mariae.
Die Eiferer zur Rechten Gottes kommunizieren vorzugsweise über die Internet-Plattform “Kreuz.net – katholische Nachrichten”. Als Betreiber fungiert ein “Sodalicium”, eine “Kameradschaft für Religion und Information”. Der Versuch der Strafverfolgung scheiterte bisher immer daran, dass die Server vermutlich in Kalifornien stehen. Auf Kreuz.net agitieren Abtreibungsgegner des Engelwerks, hetzen Homophobe gegen Schwule als “Sodomisten”, und der Holocaust wird als “eine Erfindung jüdischer Kreise in den USA” entlarvt. Die Überschriften des vielgenutzten “Nachrichtenportals” sind eindeutig: “Schlimmer als Neger” oder “Den Holocaust hat es nie gegeben”.
Im fahrlässigen Umgang mit der kirchlichen Rechten hat sich besonders der Kölner Kardinal Joachim Meisner hervorgetan. […] Meisners Erzbistum im Westen der Republik ist zum Sammelbecken rechtsgläubiger Katholiken geworden, von Anhängern des Opus Dei bis hin zu den Legionären Christi. Dem emeritierten Weihbischof Max Ziegelbauer erlaubte der Kardinal, die lateinische Messe im alten Ritus in der Kölner St.-Kunibert-Kirche zu zelebrieren. Dabei sprachen die Gläubigen antisemitische Gebete gegen “die verworfene Judenschar”. Ein Kölner Pfarrer war “erschrocken über etliche kahlgeschorene Mitbeter in den Kirchbänken”.
Meisner und andere deutsche Bischöfe stellen auch Priestern aus der Petrusbruderschaft Kirchen in ihren Bistümern zur Verfügung. Dort zelebrieren diese mit Erlaubnis der römisch-katholischen Kirche ihre Messen nach dem Werk “Das vollständige römische Messbuch” in der Fassung von 1962 – antisemitische Passagen inklusive. […]
Bereits 1994 formierte sich in Stuttgart nach einem Auftritt des österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider bei der örtlichen FDP ein “Cannstatter Kreis”. Die rechte Truppe avancierte rasch zum Beobachtungsobjekt des Verfassungsschutzes, der ihn als “Plattform” einstufte, “um sich im rechtsextremistischen Lager über alle Grenzen hinweg zusammenzuschließen”.
Aus den Reihen der Piusbrüder stellte sich der damalige Distriktobere Markus Heggenberger der Gruppe als Referent zur Verfügung. Den Schulterschluss mit der neuen Rechten demonstrierte der Katholik – wie andere Piusbrüder auch – mit einem Interview in der “Jungen Freiheit”. […]
Die ideologische Schnittmenge zwischen fundamentalistischen Katholiken und der Neuen Rechten ist beachtlich. Aus Endzeitstimmung, Paranoia, Verschwörungstheorien, Ablehnung der Aufklärung und der Moderne bauen sich viele am rechten Rand von Kirche und Gesellschaft ein extremistisches, von Hass durchtränktes Weltbild zusammen. Ihre Protagonisten gefallen sich als verfemte Außenseiter, die wie Märtyrer für ihren Glauben und ihre Überzeugungen einstehen.
Meisner & Co, das sind auch die Leute, die sich als “Christen” und Vertreter der “Kirche” (ja, der einzig wahren Kirche, wenn es nach dem Papst geht) als Hüter von Ethik, Werten und Moral aufspielen, sich damit dauernd in die Politik einmischen wollen, und sich ständig irgendwo in ihren “religiösen Gefühlen” beeinträchtigt fühlen. Und diese Institution Kirche wird nicht nur mit Kirchensteuern, sondern Steuern aller, Atheisten, Juden, Moslems & Co finanziert. Solchen Leuten vertrauen Eltern ihre Kinder an…