Christen sind ganz anders

Da gab es mal wieder den Vorwurf des Christenbashing, des Christenhasses. Dabei seien Christen doch an das Gebot der Nächstenliebe gebunden, so richtig nette Leute und überhaupt: Christen sind ganz anders.

Wie soll man eigentlich Christenbashing betreiben, wenn es doch den Christen gar nicht gibt? Sondern nur praktisch unzählige Sekten (Gruppen, Konfessionen… – wie man es nun nennen will), die sich zwar alle auf das gleiche Buch berufen, aber es unterschiedlich auslegen und dabei natürlich immer behaupten, dass nur sie es richtig auslegen und alle anderen falsch.

Fakt ist, es gibt Christen, die Waffen segnen und für Gott in den Krieg ziehen und töten für biblisch/göttlich gerechtfertigt halten. Oder ihre Kinder körperlich zu züchtigen. Oder ihre Kinder zu intoleranten Gotteskriegern auszubilden. Oder Menschen umzubringen, die nicht wie sie gegen Abtreibung, Homosexualität etc. pp. sind. Oder Religionsfreiheit zu verneinen, Demokratie zu verneinen… Oder die Menschenrechte abzulehnen. Und das sind nicht Wenige.

Fakt ist, es gibt Christen, die genau das Gegenteil von dem da oben vertreten. Und das sind auch nicht Wenige.

Letztere sind nicht das Problem. Die sind durch die Aufklärung genügend gezähmt. Die müssten sich dann auch eigentlich von der Kritik an Ersteren nicht angesprochen fühlen. Die tun ja nicht, was da kritisiert wird. Sie fühlen sich auch (meist) nicht angesprochen, wenn es um Verantwortung für diese Christen und ihr Handeln geht. Sie erklären dann gern, die verstünden das Christentum miss. Aber auf eine andere Art fühlen sie sich dann doch angesprochen: Sie empfinden diese berechtigte Kritik eben irgendwie doch nicht als berechtigt und als “Christenbashing”. Christen seien doch schließlich ganz anders. Weil sie sind doch ganz anders.

Religion ist eben beliebig. Da kann man alles behaupten und es für göttlich gegeben erklären. Da Glauben eben nicht belegbar ist, sonst wäre es ja Wissen.

Steven Weinberg hat es treffend formuliert:

Religion is an insult to human dignity. With or without it you would have good people doing good things and evil people doing evil things. But for good people to do evil things, that takes religion.

Und sie alle rechtfertigen sich mit Bibelstellen. Für all das findest du Bibelstellen. Allermeist natürlich auch welche, die diesen wiederum diametral widersprechen.

Die Evangelen sagen, die Katholen irren, die Katholen, die Evangelen, die Evangelikalen, Pius Brüder, Zeugen Jehovas, Neuapostolen … … … wieder, alle anderen irren.

Und so fühlt sich immer gerade der Christ, den du auf irgendein Manko ansprichst, genau für dies Manko nicht verantwortlich. Weil natürlich nur er die Bibel richtig auslegt. Und die anderen völlig falsch.

Ich hatte das Thema, welche der unzähligen Auslegungen denn nun die richtige sei und wer das mit welchem Recht festlegt usw. usf., schon in unzähligen Diskussionen. Das Ergebnis habe ich so verstanden, dass das eben jeder für sich entscheidet oder da nach Belieben eine Autorität auswählt, die das seiner Meinung nach richtig entschieden hat.

Das ist auch nicht das Problem, dass das eine rein menschliche Entscheidung ist. Das Problem ist, dass man diese zu einer göttlichen und damit durch Menschen nicht kritisierbaren, unangreifbaren Entscheidung erhebt, sich damit selbst überhöht, über die anderen stellt und dies göttlich legitimiert. Sozusagen behauptet, man habe Gott mit Löffeln gefressen und deshalb wüsste man (und nur man natürlich), wo es lang gehe und wie es einzig richtig sei.

Das Problem ist, dass die schlechten Christen immer die anderen sind. Das Problem ist, dass der falsche Gott immer der der anderen ist. Das Problem ist, sich auf einen Gott zu berufen.