Erweise dich als Schale…

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weiter gibt, während jene wartet, bis sie erfüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter…

Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen und habe nicht den Wunsch freigiebiger zu sein als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird zur See. Die Schale schämt sich nicht, nicht überströmender zu sein als die Quelle…

Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selbst schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.

Bernhard von Clairvaux (1090-1153)

Diese weisen Zeilen aus einem Brief von Bernhard von Clairvaux (1090-1153) beschreiben meiner Meinung nach sehr treffend, warum Selbstfürsorge die Basis aller Fürsorge für andere ist.

Frohe, harmonische Feiertage!

Lesezeit: 2 Minuten

Die wünsche ich euch von Herzen! Egal, ob allein oder im Kreise eurer Lieben, mit Freunden oder unter Fremden. Jede Art, diese Tage zu begehen oder auch nicht zu begehen 😉 , hat ihr Besonderes und bietet Chancen für etwas Schönes, denke ich.

Für mich hat diese Zeit “zwischen den Jahren”, haben die “Rauhnächte”, wie sie unsere Altvorderen auch nannten, etwas Besonderes, eine ganz eigene Qualität. Eigentlich schon immer. Sie fühlen sich anders an. Ruhiger. Introvertierter. Konzentrierter. Durchlässiger. Geheimnisvoller. 😉

Es kommt mir vor, als sammle sich in ihnen die Essenz des abgelaufenen Jahres, in die bereits das Samenkorn des neuen gefallen ist – bereit, sich nun zu entwickeln…

Dies Jahr ist das erste Weihnachten, der erste Jahreswechsel, es sind die ersten Rauhnächte ohne 🖤 Wolf 🖤 seit vielen, vielen Jahren. Wir liebten beide diese Zeit sehr, die uns noch inniger als sowieso schon erschien.

Ich finde, eines meiner Lieblingsgedichte von Rainer Maria Rilke, das, soweit ich mich erinnere, eigentlich gar kein Gedicht ist, sondern Zeilen aus einem Brief an einen jungen Dichterfreund, Franz Xaver Kappus, sind, passt auch wunderschön in diese Zeit zwischen den Jahren, wo die Fragen des Woher, Wohin, Warum usw., die mich eigentlich ständig bewegen, aber in den weniger stillen Jahreszeiten auch immer mal wieder übertönt werden, wieder lauter und deutlicher vernehmbar werden.

Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären…

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.

Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit…

Man muss Geduld haben

Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.

Rainer Maria Rilke

Twilight Zone

Absolut fantastischer Himmel heute Morgen auf der Heimfahrt vom Dienst. Mit dem Handy aus dem Auto eingefangen 😉

Zeitweise wirkte es, als stünden Teuto und Senne in Flammen. Dazu eine hauchdünne Mondsichel und wabbernde Nebelschwaden über Feldern und Wiesen, die einen Stall mit erleuchteten Fenstern wie ein riesiges, schwebendes Raumschiff erscheinen ließen.

Als ich dann zu Hause war, sang eine Nachtigall (müsste die nicht längst gen Süden weg sein und warum singt sie Ende November?), während mir aus den Fenstern Weihnachtsbeleuchtung entgegen strahlte.

Irgendwie eine recht surreale Stimmung…

Die längste Nacht des Jahres

candle-534215_640Vielleicht ist es euch ja entgangen, aber heute ist die längste Nacht des Jahres – Wintersonnenwende. Um 00:03 Uhr MEZ begann damit auch der astronomische Winter.

Die Sonne hat nun im Jahreslauf ihren tiefsten Stand in Bezug auf den Meridiandurchgang erreicht und macht sich von ihrer südlichsten Deklination wieder auf den Weg nach Norden in Richtung des Äquators. Weil der größere Teil der täglichen Sonnenbahn unterhalb des Horizonts liegt, war heute der kürzeste Tag und erleben wir nun die längste Nacht. 

Schon in prähistorischen Zeiten haben unsere Vorfahren die Sonne und diese Zeit des wiederkehrenden Lichts gefeiert. Bereits damals hatten die Menschen die essentielle Bedeutung der Sonne für das irdische Leben erkannt und verehrten sie entsprechend. Die länger werdenden Tage nach der Wintersonnenwende verkörperten die Wiedergeburt des Lichtes und damit auch den Beginn der Auferstehung des Lebens, was sich vielfältig in Mythologie und Ritus niederschlug.

Steinzeitliche Kultstätten, wie z.B. Stonehenge, erfassten ebenfalls diesen Zeitpunkt und sogar schon der Turm von Jericho aus dem 9. Jahrtausend vor der Zeitenwende deutet auf die Kenntnis der Sonnenwende hin. Auch auf der Himmelsscheibe von Nebra aus der Bronzezeit ist die Sonnenwende dokumentiert.

In vielen antiken und frühmittelalterlichen Kulturen war die Wintersonnenwende am 21./22. Dezember ein wichtiges Fest, welches man an den Tagen um diesen Zeitpunkt herum feierte. Zur Zeit des Julianischen Kalenders lag sie auf dem 25. Dezember. Symbole waren z.B. immergrüne Pflanzen, der viergeteilte Jahreskranz, der für die beiden Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen, die vier Jahreszeiten stand, aber natürlich vor allem das Licht, ob nun als loderndes Feuer oder stiller Kerzenschein.

Das Licht war insbesondere für die Menschen im Norden, wo die Winternächte besonders lang und kalt sind, ein wichtiges Symbol der Hoffnung. So dunkel und lang und kalt die Nacht auch sein mochte, das Licht würde zurückkehren und mit ihm die Wärme. Gutes Essen, Geschenke und vor allem die Geborgenheit in der Familie gehörten sicher auch damals schon dazu 😉

Den dunklen, kalten Winter konnten unsere Vorfahren nur gemeinsam überstehen, indem sie einander halfen und füreinander sorgten. Vielleicht stammt auch aus dieser Erkenntnis das Friedensgebot für diese Zeit sowie das Gebot, auch an die armen und benachteiligten Menschen zu denken.

Wie immer ihr auch diese Tage feiern möget, ob Chanukka, Weihnachten, ob religiös oder säkular, ich wünsche euch eine wunderschöne und harmonische Zeit im Kreise eurer Lieben und vergesst die nicht, die es nicht so gut wie wir getroffen haben. Weiter kommen wir immer nur gemeinsam, das hat uns schon während unserer Evolution so erfolgreich gemacht 😉

Die Nacht ist für mich übrigens, seit ich denken kann, die schönste Tageszeit. Und so liebe ich diese langen Nächte des Winters ganz besonders. Ihre Stille (wenn es nicht gerade stürmt wie jetzt 😉 ) und ihre Dunkelheit, die die Weiten des Alls sichtbar werden lässt, geben mir ein ganz besonderes Gefühl der tiefen Verbundenheit mit allem.

Der Dalai Lama twittert [Update]

Oder treffender: Sein Office … Wann twittert der Papst? (Oder habe ich da was verpasst?)

Und schafft er dann den Dalai Lama zu toppen? Innerhalb weniger Stunden tausende Follower… Siehe @OHHDL

(via Sprechblase)

Update 9.2.09

Der Dalai Lama twittert … nicht mehr. Der Account wurde von Twitter wegen “strange activity” geschlossen. War er nun echt oder nicht? Abwarten und Tee trinken… 😉