Vielleicht ist es euch ja entgangen, aber heute ist die längste Nacht des Jahres – Wintersonnenwende. Um 00:03 Uhr MEZ begann damit auch der astronomische Winter.
Die Sonne hat nun im Jahreslauf ihren tiefsten Stand in Bezug auf den Meridiandurchgang erreicht und macht sich von ihrer südlichsten Deklination wieder auf den Weg nach Norden in Richtung des Äquators. Weil der größere Teil der täglichen Sonnenbahn unterhalb des Horizonts liegt, war heute der kürzeste Tag und erleben wir nun die längste Nacht.
Schon in prähistorischen Zeiten haben unsere Vorfahren die Sonne und diese Zeit des wiederkehrenden Lichts gefeiert. Bereits damals hatten die Menschen die essentielle Bedeutung der Sonne für das irdische Leben erkannt und verehrten sie entsprechend. Die länger werdenden Tage nach der Wintersonnenwende verkörperten die Wiedergeburt des Lichtes und damit auch den Beginn der Auferstehung des Lebens, was sich vielfältig in Mythologie und Ritus niederschlug.
Steinzeitliche Kultstätten, wie z.B. Stonehenge, erfassten ebenfalls diesen Zeitpunkt und sogar schon der Turm von Jericho aus dem 9. Jahrtausend vor der Zeitenwende deutet auf die Kenntnis der Sonnenwende hin. Auch auf der Himmelsscheibe von Nebra aus der Bronzezeit ist die Sonnenwende dokumentiert.
In vielen antiken und frühmittelalterlichen Kulturen war die Wintersonnenwende am 21./22. Dezember ein wichtiges Fest, welches man an den Tagen um diesen Zeitpunkt herum feierte. Zur Zeit des Julianischen Kalenders lag sie auf dem 25. Dezember. Symbole waren z.B. immergrüne Pflanzen, der viergeteilte Jahreskranz, der für die beiden Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen, die vier Jahreszeiten stand, aber natürlich vor allem das Licht, ob nun als loderndes Feuer oder stiller Kerzenschein.
Das Licht war insbesondere für die Menschen im Norden, wo die Winternächte besonders lang und kalt sind, ein wichtiges Symbol der Hoffnung. So dunkel und lang und kalt die Nacht auch sein mochte, das Licht würde zurückkehren und mit ihm die Wärme. Gutes Essen, Geschenke und vor allem die Geborgenheit in der Familie gehörten sicher auch damals schon dazu 😉
Den dunklen, kalten Winter konnten unsere Vorfahren nur gemeinsam überstehen, indem sie einander halfen und füreinander sorgten. Vielleicht stammt auch aus dieser Erkenntnis das Friedensgebot für diese Zeit sowie das Gebot, auch an die armen und benachteiligten Menschen zu denken.
Wie immer ihr auch diese Tage feiern möget, ob Chanukka, Weihnachten, ob religiös oder säkular, ich wünsche euch eine wunderschöne und harmonische Zeit im Kreise eurer Lieben und vergesst die nicht, die es nicht so gut wie wir getroffen haben. Weiter kommen wir immer nur gemeinsam, das hat uns schon während unserer Evolution so erfolgreich gemacht 😉
Die Nacht ist für mich übrigens, seit ich denken kann, die schönste Tageszeit. Und so liebe ich diese langen Nächte des Winters ganz besonders. Ihre Stille (wenn es nicht gerade stürmt wie jetzt 😉 ) und ihre Dunkelheit, die die Weiten des Alls sichtbar werden lässt, geben mir ein ganz besonderes Gefühl der tiefen Verbundenheit mit allem.