Unter dem Titel “Freiheit, Toleranz oder Menschenwürde – Über die weltweite Bedeutung humanistischer Werte” lief im Deutschlandfunk ein interessanter Beitrag, der schön aufzeigt, wo die Grenzen der Religionen liegen und warum humanistische Werte unerlässlich für ein weltweites friedliches Zusammenleben sind:
Vier Jahre erforschten Wissenschaftler wie ein “Humanismus im Zeitalter der Globalisierung” aussehen könnte. Sie untersuchten, ob Werte universell und über Religionsgrenzen hinweg identisch seien. […]
Klar dürfte sein: der Humanismus geht ins Leere, wenn das, was unter “human” zu verstehen ist, in das Belieben partikularer Kulturen gestellt wird. Doch gleichzeitig wird klar, dass die unterschiedlichen Sichtweisen auf den Menschen – und seine Rechte – tief, sehr tief, sitzen. Und auf der anderen Seite sind auch unsere “westlichen” Vorstellungen von Menschenrechten – trotz der vermeintlichen Anerkennung kultureller Unterschiede – in der Praxis kaum verhandelbar. Für uns ist nicht verhandelbar, dass alle Menschen gleich sind. Dass Männer und Frauen gleiche Rechte haben. Dass Staat und Kirche voneinander getrennt sein müssen. Das sieht auch Jörn Rüsen so:
“Moderner Humanismus kann nur ein Humanismus in den Grundlagen einer säkularen Bürgergesellschaft sein. Das wird natürlich von Staaten, die sich islamisch verstehen, bestritten und entsprechend von den dort maßgeblichen Intellektuellen. Nur, es gibt ja Argumente, die ich mit islamischen Theologen diskutiert habe. Ich sag, wie wollen wir verhindern, dass Menschen im Namen Gottes unmenschlich behandelt werden? Dazu brauchen wir eine säkulare Vorstellung, auf die wir uns berufen können, um die Unmenschlichkeit religiös motivierten Verhaltens kritisieren zu können. Darauf hat der nur gesagt, Sie haben Recht. Und ich hab gesagt, dann können wir miteinander ins Geschäft kommen.”
“Es gibt ja Argumente”, wie Jörn Rüsen gerade sagte. Man kann ja diskutieren über einen zukünftigen globalen Humanismus. Erreicht ist er jedenfalls noch lange nicht. Vielleicht sogar weiter entfernt, als man es zum Beispiel nach dem Ende des Kalten Krieges angenommen hatte. Das “Humanismus-Projekt” war der Versuch, dem drohenden Kampf der Kulturen durch Dialog zu begegnen. Ob man sich dabei wirklich näher gekommen ist – das sieht auch Jörn Rüsen skeptisch – vorerst zumindest.
“Spontan lautet meine Antwort, nein, wir sind einander nicht näher gerückt. Wir haben einander schärfer wahrgenommen in unseren Unterschieden und ich sehe Chancen dass in der Schärfe der Wahrnehmung von ethnozentrischen Tendenzen und auch der verbundene Kritik daran auch eine Chance besteht, das zu überwinden.”
Quelle und mehr dazu: Deutschlandfunk