Kein Millimeter nach rechts!

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Ich furchtbarer Mensch 😉 habe es gewagt, in diversen Kommentaren auf Facebook Grönemeyer zuzustimmen: „Klar Stellung beziehen ist sehr wichtig in diesen Zeiten! Gut gemacht, Herbert Grönemeyer!“ Die Reaktionen sind interessant.

Grönemeyer hat (wenn ich korrekt transkribiert und Word richtig gezählt hat) 132 Wörter gesagt. Bei nicht wenigen Menschen scheint aber nur eins von ihnen hängen geblieben zu sein: diktieren. Oh Schreck, Grönemeyer will mir was diktieren! Das geht ja nun mal gar nicht!!einself!11!!

Was er da diktieren will, dafür hat es bei so manchem dann nicht mehr gereicht.

Will er seine Meinung diktieren? Anderen ihre Meinung verbieten? Ist Hetze eine Meinung? Ist Faschismus eine Meinung? Oder ein Verbrechen? Diktieren wir Verbrechern unsere Auffassung einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung? Zu Recht?

Grönemeyer hat klar Stellung für unsere offene, freiheitliche und humanistische Gesellschaft bezogen, kurz: für unser Grundgesetz, und klar gesagt, wenn unsere Politiker nicht in der Lage seien, dies alles gegenüber Faschisten, Rassisten & Co zu verteidigen, dann müssten wir ihnen eine klare Ansage machen, was sie zu tun hätten.

Wo konkret liegt nun in der Verteidigung unserer FDGO gegenüber Hetzern, Faschisten & Co das Problem?

Und ja, Grönemeyer hat das laut getan, auf seine übliche Weise. Nur wenn er das bezüglich Flugzeugen im Bauch tut, stört es natürlich niemand. Ok, kaum jemand 😉

Aber hey, eine offene, humanistische Gesellschaft darf man natürlich nicht mit lauter, überschlagender Stimme verteidigen. Wo kämen wir da hin?!? 😉

Für alle, die sich bereits am „Diktieren“ aufgehängt haben, hier noch mal, was Grönemeyer sonst noch gesagt hat:

>>Und ich kann mich nicht erinnern in meinem Leben, ich kannte das nur vom Hörensagen, in Zeiten zu leben, die so zerbrechlich, so dünn und so dünnes Eis sind. Und ich glaube, es muss uns klar sein, dass wenn Politiker schwächeln – und das ist in Österreich glaube ich nicht anders als in Deutschland – dann liegt es an uns, zu diktieren. Wie eine Gesellschaft auszusehen hat und wer versucht so eine Situation der Unsicherheit zu nutzen, für rechtes Geschwafel, für Ausgrenzung, Rassismus und Hetze, der ist fehl am Platze. Diese Gesellschaft ist offen, humanistisch, bietet Menschen Schutz und Karriere. Und wir müssen diesen Leuten so schnell wie möglich und ganz ruhig den Spaß daran austreiben. Kein Millimeter nach rechts! Keinen einzigen Millimeter nach rechts, oder sonst wo! Und das bleibt so!<<

Herbert Grönemeyer

Da kann ich nur sagen: 100% Zustimmung. Wer da nicht zustimmt, wer nicht unsere FDGO und unser GG Menschen, die diese abschaffen wollen, die hetzen, sich für Faschismus, Rassismus & Co aussprechen, notfalls auch diktieren möchte, sollte sich fragen, ob er hier in diesem Land, diesem Land mit seiner Geschichte, am richtigen Ort ist. Ich denke, nicht.

Irgendwann.

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Lagebericht. 16 Wochen ist es nun her, dass ich morgens vom Dienst nach Hause kam und er da tot lag. Und es ist immer noch unwirklich. Wie ein böser Traum.

Es geht vorbei. Das ist die Rettungsweste, die mich über Wasser hält. Wenn mich die brodelnde Welle voll trifft, herum wirbelt, überspült, bringt diese Weste meinen Kopf wieder über Wasser.

Es muss einfach vorbei gehen. Irgendwann. Irgendwann ist da nur ein Lächeln, wenn ich an ihn denke. Irgendwann überwiegen die schönen Momente als Reichtum aus dieser gemeinsamen Zeit mit meinem Lieblingsmenschen ❤, meinem besten Freund, die Trauer um den Verlust. Irgendwann.

Irgendwann schließen sich auch all die alten Narben, die mit aufgerissen wurden, wieder. Irgendwann.

Und sonst? Meine alte Taktik: Eins nach dem anderen. Immer erst mal auf das Nächstliegende konzentrieren. Alles andere hat Zeit und lenkt nur ab.

Positive Erlebnisse sind Leuchttürme, die helfen, den Weg durch die raue See zu finden. Ein schönes Frühstück hier. Ein tolles Essen mit meiner Lieblingsschwester ❤ (die ja das alles gerade auch selbst durchmacht) da. Im Wald an einen Baum gelehnt sitzen und einfach nur sein. Den Vögeln lauschen. Seinen Vögeln. Dem wilden Gezwitscher der frechen Spatzenhorde im Garten, die immer noch täglich vorbei schaut. Seine Spatzen. Als er anfing zu füttern vor vielen Jahren, waren da kaum Vögel. Jetzt ist der Garten voll und ich verteile weiter in seinem Namen die Leckerbissen für sie. Die Amsel, die treu jeden Abend vom Dach ihr Lied singt. Wie eine Botschaft von ihm. Botschaften, die ein Lächeln hervorzaubern. So wie er es bei mir immer tat.

Ein Meer aus Tränen. Aber ich bin eine gute Schwimmerin. Leuchttürme aus Lächeln, die mir den Weg weisen.

Es geht vorbei. Irgendwann.

P.S. Meine Gefühle nach außen tragen, gar öffentlich, ist absolut nicht mein Ding. Genau genommen das größtmögliche Gegenteil von „mein Ding“. Aber alles anders machen, ist auch so eine Bewältigungsstrategie. Einfach machen und gucken, was passiert. Auch wenn es die Komfortzone sprengt. Ich liebe Explosionen. Wenn es knallt und bebt. Das passt, wenn alles sowieso anders ist. Dann so richtig anders!

Mehr Steuern für mehr Tierwohl?

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Ich habe Urlaub und damit Muße, das Lieblingssommerlochthema 2019 aufzugreifen 😉

Mehrwertsteuer auf Fleisch für mehr Tierwohl und Umweltschutz von 7 auf 19% erhöhen? Bringt das was?

Mal abgesehen von dem sowieso völlig unlogischen Mehrwertsteuerdschungel im Lebens-/Genussmittelbereich, der dringend mal kräftig durchforstet werden sollte, wie soll diese Mehrwertsteuererhöhung mehr Tierwohl und Umweltschutz bringen?

Zweckgebundene Steuern dürfen nicht erhoben werden:

»Steuern dürfen zudem nicht zweckgebunden sein: Jeder Steuer-Euro fließt unabhängig von der Steuerart in die Gesamtmasse des Haushalts, aus dem wiederum alle Ausgaben finanziert werden. Denn alle Einnahmen im Etat müssen zur Finanzierung aller Ausgaben dienen. Es gibt also keinen separaten Straßenbauhaushalt, der sich ausschließlich aus dem Aufkommen der Kfz-Steuer speist. Und angenommen, die Einnahmen aus der Kfz-Steuer würden tatsächlich ausschließlich für den Straßenbau verwendet: Stiegen dann einmal die Kfz-Steuereinnahmen, müssten vermehrt Straßen gebaut werden, nur um das „überschüssige“ Geld loszuwerden. Umgekehrt müssen diejenigen keine Steuern zahlen, die – wie es im Amtsdeutsch heißt – einen bestimmten „Tatbestand“ nicht erfüllen. Das bedeutet: Wer kein Auto besitzt, muss auch keine Kfz-Steuer bezahlen.«

Bundeszentrale für politische Bildung


Was ist also die Folge? Fleisch, das bereits jetzt teurer ist, weil die Erzeuger mehr in Tierwohl investieren (gute Beispiele gibt es, siehe Aktivstall für Schweine), wird dann noch teurer. Ich vermute mal, im Übrigen wird die Mehrwertsteuererhöhung überwiegend dadurch aufgefangen, dass Discounter & Co die Erzeugerpreise weiter drücken und vermehrt billiges Fleisch aus dem Ausland importiert wird. Beides wird sicher nicht zu mehr Tierwohl und Umweltschutz beitragen.

Was würde wirklich was bringen? Sicher auch entsprechende Tierschutzgesetze und ausreichend Personal, diese zu überwachen (sinnigerweise in ganz Europa). Vor allem aber mit den Erzeugern zusammenarbeiten, mit ihnen zusammen beraten, was sofort, mittel – und langfristig wie umsetzbar ist. Ihnen helfen beim Stallumbau, z.B. durch zinslose Kredite etc. Und dieses Blödsinn-Baurecht abschaffen, das Landwirte daran hindert, ihre Ställe umzubauen etc., damit die Tiere bessere Haltungsbedingungen bekommen. Gerade Letzteres ist nämlich bei diversen Landwirten, die ich kenne, ein Problem. Sie würden gern, aber dürfen nicht.

Sehr hilfreich wäre auch ein Verbraucher, der grundsätzlich möglichst nichts weg wirft, nicht nur die edelsten Teile essen will (Stichwort Nose-to-Tail) und sich dafür interessiert, woher seine Lebensmittel kommen und wie sie produziert wurden. Das betrifft nicht nur Fleisch und tierische Produkte, auch pflanzliche und blödsinnige Hypes möglichst exotischer Sachen, die vor Ort viele Ressourcen verbrauchen und dann noch um die halbe Welt aufwändig transportiert werden. Oder Gemüse, das überwiegend aus Wasser besteht, gerade dort zu produzieren (mittels moderner Sklaven), wo bereits Wasser knappes Gut ist und sie dann noch weit hier her zu transportieren.

Aber die Realität (und wie sehr gerade die Erzeuger zu kämpfen haben, die mehr Tier- und Umweltschutz umsetzen) zeigt, dass dieser Verbrauchertypus eher rar ist. Wenn schon Steuern, wäre es sicher besser, das Steuersystem grundsätzlich dahin zu reformieren, dass z.B. Ressourcenverbrauch und Nachhaltigkeit berücksichtigt werden.

Was bringt es also? Pro Haushalt soll es etwa 60€ im Jahr mehr kosten. Wer sich bis heute teureres Fleisch leisten kann, dem werden 60€ im Jahr wohl kaum was ausmachen, er wird deshalb kaum weniger Fleisch essen. Wer jetzt schon jeden Cent drei Mal umdrehen muss, wird eher auf billigeres Fleisch ausweichen, wem es vor allem um den Preis geht, sowieso. Wird deshalb weniger konsumiert? Wage ich sehr zu bezweifeln. Wird deshalb mehr Fleisch tierwohlgerecht produziert? Wohl kaum.

Und die Steuermehreinnahmen? Werden irgendwo versickern. Sicher am unwahrscheinlichsten im Schweinestall, um dort auch nur für 10 cm mehr Platz zu sorgen.

Kurz: Aus meiner Sicht reine Effekthascherei, purer Aktionismus, der am Ende zwar das Steuersäckel mehr füllt, aber weder den Tieren noch der Umwelt wirklich etwas bringt.

Just my 2 Cents.

Der ScHimmelreiter reitet nicht mehr :-(

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Vor 12 Jahren ging meine Fantasie mal wieder mit mir durch und ich sah hier, als ich aus dem Dachfenster schaute, den ScHimmelreiter und musste ihn natürlich gleich auf Video bannen 😉

Doch Klimawandel, Trockenheit und Borkenkäfer haben ihm den Garaus gemacht. Seit heute gibt es ihn nicht mehr 😢 Der Harvester hat ihn heute „gepflückt“ und blitzschnell zerlegt. Tschüss, mein ScHimmelreiter! 💨🐴

Zum Beitrag von damals und zum Video des ScHimmelreiters geht es hier lang.

Siehe zum Thema auch: Unser kranker Freund, der Baum